Am 1. April 1943 gründete Bertold Suhner die Metrohm AG in Herisau, Schweiz. Er war nicht nur unser Gründer, sondern auch ein Wissenschaftler, ein Sportler, ein Maler, ein Pilot und ein Philanthrop. Wir verdanken ihm ein grossartiges Unternehmen und sind stolz darauf, der Welt mit unseren legendären Schweizer Geräten und unserem Anwendungs-Know-how zu dienen - damals wie heute.
Wer war Bertold Suhner?
Bertold Suhner ist vor allem als Gründer von Metrohm bekannt. Das macht Sinn, denn Metrohm ist der zweitgrösste Arbeitgeber im Schweizer Kanton Appenzell Ausserrhoden und ein weltweit erfolgreiches Unternehmen. Die Bedeutung von Metrohm für das Appenzellerland und für die analytische Chemie kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Doch Suhner nur auf Metrohm zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht. Seine vielseitigen Interessen und Talente machten ihn zu weit mehr als einem Ingenieur, und sein Engagement für die Gemeinschaft und die Umwelt machte ihn zu weit mehr als dem Chef eines Unternehmens.
Suhner wurde 1910 in Herisau als Sohn eines erfolgreichen Unternehmers geboren. Nach der Schulzeit verließ er seine ländliche Heimatregion und ging nach Zürich. Hier studierte er Maschinenbau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule, die zu den renommiertesten Universitäten der Schweiz und der Welt zählt. Doch die Verbindung zu seinem Heimatort Herisau hat Suhner nie verloren. So kehrte er nach seinem Abschluss zurück, um in der Firma seines Vaters zu arbeiten. Nach einigen Jahren, als Suhner 33 Jahre alt war, beschloss er, sein eigenes Unternehmen zu gründen. 1943 gründete Suhner zusammen mit seinem Freund Willi Studer die Firma Metrohm. Zusammen mit ihrem Team planten sie, Messgeräte für die Hochfrequenztechnik und die Telekommunikation herzustellen.
Ein stoischer Anführer
Suhners Führungsstil war paternalistisch: Obwohl er immer ein offenes Ohr für Ideen hatte, traf er doch die endgültigen Entscheidungen. Nicht immer waren alle mit Suhner einverstanden, auch nicht sein Mitbegründer Willi Studer. Die beiden Freunde wählten für die Gründung ihres Unternehmens keinen einfachen Moment in der Geschichte: Der Zweite Weltkrieg tobte, Geld und Material waren knapp. Aber die Angestellten unterstützten das Unternehmen und waren begierig darauf, mit vereinten Kräften etwas Sinnvolles zu schaffen. Vielleicht war es dieser Härtetest in den ersten schwierigen Jahren, der den Grundstein für den späteren Erfolg des Unternehmens legte.
Als 1947 die Schulden des Unternehmens das Aktienkapital um ein Vielfaches überstiegen, entschloß sich Suhner zu Rationalisierungsmaßnahmen. Trotz der schwierigen Situation lehnte er es ab, weitere Kredite aufzunehmen; das Unternehmen müsse aus eigener Kraft schwimmen oder untergehen. Suhner lehnte es grundsätzlich ab, von den Banken abhängig zu sein. Diese Auseinandersetzung führte dazu, dass Willi Studer nach nur vier Jahren das Unternehmen verließ, aber sie begründete auch die nachhaltige Unternehmensphilosophie, die bei Metrohm bis heute lebendig ist.
Aus Glauben wird Erfolg
Bertold Suhner glaubte jedoch weiterhin an die Erfolgsaussichten des Unternehmens. Er übernahm selbst die Leitung des Unternehmens und gestaltete es nach seinen Vorstellungen. Von Anfang an setzte das Unternehmen auf organisches Wachstum und nicht auf schnelle Gewinne. Die Geschäftsstrategien waren nie auf Spitzenzeiten ausgerichtet, sondern das Unternehmen war bestrebt, langsam aber sicher zu wachsen. "Mein Ziel war es immer, die Größe des Unternehmens überschaubar zu halten und eine solide Basis zu schaffen, anstatt einfach ohne Rücksicht auf die Kosten zu wachsen", so Suhner. Diese Strategie hat der Metrohm im Laufe ihrer fast 80-jährigen Geschichte geholfen, drei Rezessionsphasen zu überstehen.
Dem Vertrauen seiner Mitarbeiter begegnete Suhner mit einer aussergewöhnlichen Wertschätzung: Von Anfang an sah er in ihnen mehr als nur Angestellte. Im Jahr 1968, als das Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen feierte, schrieb Suhner einen Text, in dem er das Selbstverständnis seines Teams zusammenfasste:
Die Metrohm-Stiftung
Suhner zog sich 1968 aus der operativen Leitung der Metrohm zurück. Er blieb aber noch einige Jahre im Hintergrund aktiv. Im Alter von 72 Jahren trat Bertold Suhner von seinem Amt als CEO der Metrohm zurück. Er wollte jedoch sicherstellen, dass das Unternehmen im Sinne seiner Vision weiterbesteht: Metrohm sollte ein Appenzeller Unternehmen bleiben und seinen innovativen Geist nicht durch Fusionen oder den Verkauf an einen Grosskonzern verlieren. Da Suhner keine Kinder hatte, musste er einen anderen Weg finden, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Als er sich 1982 ganz von Metrohm zurückzog, gründete er zusammen mit seinen Geschäftspartnern Hans Winzeler und Lorenz Kuhn die "Metrohm-Stiftung". Alle Firmenanteile wurden in die gemeinnützige Stiftung eingebracht. Mit der Gründung der Metrohm-Stiftung konnte Suhner die Unabhängigkeit von Metrohm auch nach seinem Ausscheiden sichern und gleichzeitig Gutes für das lokale Gemeinwesen tun. Unabhängig von gewinnsüchtigen Aktionären und dem von ihnen ausgeübten Druck konnte sich Metrohm so auf seine Werte und hohen Qualitätsstandards konzentrieren - insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit den Menschen.
Mit der Gründung der gemeinnützigen Metrohm-Stiftung wurde die Unterstützung kultureller und gesellschaftlicher Projekte zu einem festen Bestandteil des Unternehmens: Als Alleinaktionärin der Metrohm-Gruppe kann die Metrohm-Stiftung ihre Dividenden in gesellschaftliche Projekte investieren. Die Auswahl der von der Stiftung unterstützten Projekte widerspiegelt die starke Verwurzelung des Unternehmens in der Ostschweiz. Heute ist die Stiftung eine der wichtigsten Förderinstitutionen für Bildungs-, Kultur- und Gemeinschaftsprojekte. Sie finanziert unter anderem einen Lehrstuhl für "Neue Materialien" an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und unterstützt den Verein Schweizer Wissenschaftsolympiaden.
Ein Alleskönner
Trotz seines Engagements bei Metrohm fand Suhner immer wieder Zeit, anderen Interessen nachzugehen, und davon hatte er viele. Er war zwar von Beruf Ingenieur, aber sein Herz schlug immer für die Natur und die Naturwissenschaften. Er verbrachte viel Zeit in den Bergen, beim Bergsteigen und Skifahren - sowohl im Langlauf als auch in den Alpen. Suhner brachte sich auch das Orgelspiel und die Malerei bei. Passend zu seiner starken Naturverbundenheit malte er Landschaften in Aquarell und in Öl.
Vielleicht waren es diese Aktivitäten, die ihn letztlich prägten - viel mehr als seine akademischen Leistungen oder seine Rolle bei Metrohm. Auch wenn es um die Einstellung neuer Mitarbeiter ging, sagte er:
Nach seinem Rücktritt als CEO von Metrohm entdeckte Suhner seine Leidenschaft für die Mineralogie. Was zunächst mit dem Sammeln von Mineralien und Edelsteinen begann, wurde schliesslich zu seinem zweiten Beruf. Suhners Wissensdurst liess ihn sein neues "Hobby" so weit treiben, dass er im Alter von 73 Jahren an der Universität Basel mit einer Dissertation zum Thema Infrarotspektroskopie in der Mineralogie promovierte.
Der Philanthrop und Umweltschützer
Suhner war seiner Heimatstadt Herisau und dem Appenzellerland im Allgemeinen immer sehr verbunden. Nach dem Durchbruch von Metrohm hatte er die finanziellen Mittel, um seiner Heimatregion etwas zurückzugeben. Kulturelle, ökologische und gemeinnützige Zwecke konnten immer auf seine Unterstützung zählen. Er initiierte sogar eine Stiftung für kulturelle Zwecke, die Bertold-Suhner-Stiftung.
In diesem Lebensabschnitt kam Suhner immer mehr zu der Überzeugung, dass der Mensch der Natur unwiederbringliche Schäden zufügt. Er versuchte, dem Einhalt zu gebieten und setzte sich für den Schutz der Natur ein. Für sein neues Anliegen gründete er wiederum eine eigene Stiftung: die Bertold Suhner Stiftung für Natur-, Tier- und Landschaftsschutz.
Die Bertold Suhner Stiftung für Natur-, Tier- und Landschaftsschutz
Es überrascht nicht, dass Suhner den Naturschutz mit demselben Elan verfolgte, mit dem er alle seine früheren Unternehmungen, auch Metrohm, betrieben hatte. Doch seine mangelnde Kompromissbereitschaft in Umweltfragen trieb einen Keil zwischen Suhner und viele seiner Freunde und ehemaligen Kollegen, vor allem aus Politik und Wirtschaft. 1988 starb Suhner im Alter von 78 Jahren an seinem sich verschlechternden Asthma. Zu diesem Zeitpunkt war er gesellschaftlich weitgehend isoliert.
Bertold Suhner: die Person
Suhner strebte nie nach finanziellem Reichtum, Anerkennung oder Popularität. Er hielt stets an seinen Prinzipien fest, auch wenn sie unbequem, unbequem oder unpopulär waren. Man könnte ihn einen Hardliner nennen. Aber auch wenn das so klingt, als ob Suhner gegen die Gemeinschaft kämpfte, war das Gegenteil der Fall: Er war ein engagierter Philanthrop und Umweltschützer. Er versuchte immer, das Beste für die Gesellschaft und die Umwelt zu tun.
Was ihn von anderen unterschied, war, dass er nicht zurückschreckte, wenn es unbequem wurde.
Bertold Suhner baute Metrohm nach seinen Vorstellungen von Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit auf, und trotz seines Ausscheidens aus dem Unternehmen vor fast 30 Jahren sehe ich Metrohm immer noch als einen Mikrokosmos, der von seinen Werten geprägt ist. Suhners starke Werte und seine Weigerung, Kompromisse einzugehen, haben ihm nicht immer Popularitätspreise eingebracht. Aber man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Metrohm ohne diese Werte nicht da wäre, wo es heute steht: als einer der weltweit zuverlässigsten Hersteller von Präzisionsgeräten für die chemische Analyse.